Vielsagend war Frau Dr. Merkels Schweigen schon immer. So hat sie es ganz nach oben geschafft und sich dort gehalten. Wenn Merkel sich in einer Sache nicht äußert, heißt es, auf der Hut zu sein. Mangels eigener Überzeugungen harrt sie in Lauerposition aus, welche Position oder Meinung sich allgemein durchsetzen wird. Wenn sich der Nebel verzieht und die Stimmungslage klar ist, spendet sie der obsiegenden Fraktion Beifall und – ganz demokratische Leaderin – stellt sich an deren Spitze. Dies in Verbindung mit dem Nimbus einer rein optischen, jedoch nur augenscheinlichen Harmlosigkeit war, profan gesagt, ihr Erfolgsrezept.
Die dröhnende Stille aus dem Kanzleramt und BK Merkels völlige Untätigkeit in Sachen Nord Stream 2 angesichts einer angedrohten weiteren Verschärfung der ohnehin völkerrechtswidrigen US-Sanktionen gegen deutsche Firmen und jeden mittelbar und unmittelbar Pipeline-Beteiligten ist allerdings interessant. Wäre dies denn nicht eine Angelegenheit, die zur Chefsache erhoben werden sollte, nein müsste? Ein Angriff auf die wirtschaftliche Souveränität eines zumindest formell unabhängigen Staates? Eine Angelegenheit von vitaler Bedeutung für unsere Energieversorgung? Warum zur Hölle stellt sie sich nicht hinter die betroffenen Firmen und droht wenigstens mit Gegensanktionen? Ein Gerhard Schröder hätte es getan … Wäre das nicht ihre verdammte Pflicht und Schuldigkeit? Nebenbei mal wieder eingeworfen: Amtseid usw. usf.?
Nach Abschaltung der letzten deutschen Kernkraftwerke und Abschaffung der Kohleverstromung wäre Nord Stream 2 quasi der letzte Strohhalm eines unter Deck Ertrinkenden, durch den noch lebensspendende Atemluft ins Innere des Wracks geleitet werden könnte.
Tatenlos zuzusehen, wie ein Freund, Verbündeter bzw. „Partner auf Augenhöhe“ diesem Ertrinkenden auch diesen letzten Strohhalm aus den Händen reißen will, durch den er noch, durch ein Gitter von der Außenwelt getrennt, eine Zeitlang sparsam atmen könnte – wobei der Freund den röchelnden Ertrinkenden mit der Aussicht tröstet, man werde ihn nach angemessenen Verhandlungen und bei Wohlverhalten zuverlässig mit Sauerstoffflaschen beliefern – ist es das, was Merkel will oder stillschweigend toleriert? …
Auffallend jedenfalls, dass von Seiten der Bundesregierung nur niedere Chargen aus kleinen Bundesländern oder Ministerien vorgeschickt werden, deren hilflose Proteste dann in nachrangigen Artikeln zitiert werden – teils schon übertitelt mit durchschaubarer Intention, z. B. nennt der Focus-Überschriftenredakteur Nord Stream gleich mal dreist die „Putin-Pipeline“ und nordet den Leser gedanklich schon mal ein: Da Putin auf seine Dämonen- und Bösewichtsrolle festgelegt ist, sollte er mit dieser Pipeline also auch böswillige Absichten verfolgen.
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