Unterwegs

„Mama, ich kann nicht atmen mit der Maske“, jammert das kleine Mädchen, das in der Bahn vor mir neben der Tür steht. „Ich kriege keine Luft.“ Sie zupft die Frau neben ihr, vermutlich die Mutter, am Ärmel. Jene schaut kurz auf und tippt dann weiter ungerührt auf ihrem Smartphone herum. „Dann hör auf zu quengeln, Julie, und spar dir deine Luft zum Atmen“, sagt sie streng, ohne aufzublicken. Dann sichtlich entnervt: „Ich hab dir doch gesagt, was passiert, wenn du deine Maske absetzt. Dann kommen die Männer mit dem Krankenwagen ohne Fenster und holen dich ab. Das willst du doch nicht oder?“
Das Mädchen ringt mit den Tränen. Die Mutter jetzt beschwichtigend: „Schau Julie, die anderen Leute hier tragen auch alle brav ihre Masken. Die wollen auch nicht abgeholt werden.“
Das Mädchen trotzig: „Aber Mama, der Mann da vorn, der hat keine auf.“
„Man zeigt nicht mit dem Finger auf Menschen, Julie. Wie oft hab ich dir das schon gesagt. Und der Mann hat bestimmt vom Arzt eine Erlaubnis, weil er schlecht Luft bekommt.“
Ich steige aus.