Feuer einstellen!

Einige mögliche Szenarien für eine friedliche Lösung in der Ukraine hat der geschätzte Blogger F. Dominicus hier beschrieben:
https://www.q-software-solutions.de/blog/2023/02/wie-koennte-eine-friedliche-loesung-in-der-ukraine-aussehen/
Unter den aufgeführten vier Szenarien bevorzuge ich Option d): sofortiger Waffenstillstand und Beginn von Verhandlungen unter der Schirmherrschaft neutraler (!) Vermittlerstaaten.
Zum jetzigen Zeitpunkt halte ich eine Verwirklichung dieses Szenarios zwar für unrealistisch, aber darum geht’s ja hier nicht. Eine reale Manifestation dieser Option (ich will es nicht Lösung nennen) findet sich im Waffenstillstand zwischen Nord- und Südkorea. Bis zum heutigen Tag wurde zwischen den beiden Kriegsparteien kein Friedensvertrag geschlossen, der Krieg ist nach unvorstellbaren Gemetzeln seit 1953 quasi eingefroren – es gibt nur eine demilitarisierte Zone entlang des 38. Breitengrades und einen überwachten Waffenstillstand, der trotz gelegentlicher kleiner Scharmützel bis heute eingehalten wird. Oder man denke auch an den fragilen, aber seit Jahrzehnten herrschenden Frieden zwischen China und Taiwan – dort gibt es auch nur eine Art informellen Waffenstillstand, wobei der völkerrechtliche Status Taiwans (Republik China) bis heute umstritten bzw. nicht zu aller Zufriedenheit geklärt ist. In Korea und China schweigen die Waffen, man lebt seit Jahrzehnten im Großen und Ganzen kriegsfrei nebeneinander her.
Der Grund, warum ich einen Waffenstillstand für das beste Szenario halte: An jedem Tag, an dem die Waffen schweigen, sterben erstmal keine Menschen im Kriegsgebiet. Das wäre ein Segen. Jeder neu erlebte Tag ist ein Geschenk für Soldaten, Zivilisten und Angehörige, die sonst leiden und sterben würden – auf beiden Seiten. Jeder Tag, an dem jemand weiterlebt, der sonst getötet würde, ist es wert. „Das Wertvollste, was der Mensch besitzt, ist das Leben. Es wird ihm nur einmal gegeben,“ schrieb Nikolai Ostrowski in seinem Propagandaroman „Wie der Stahl gehärtet wurde“, den wir als Schüler in der DDR lesen mussten. (Doch keine an sich richtige Erkenntnis ist zu banal, als dass sie nicht instrumentalisiert werden könnte, denn Ostrowski meinte, man müsse sein Leben und seine Gesundheit für die richtige Sache des Kommunismus opfern.) Dem Schutz des eigenen Lebens wird der Einzelne im Normalfall alles andere unterordnen. Für die Truppenkommandeure gilt dies nicht. Die streben nach taktischen Kriegszielen: ein kleiner Gelände(rück)gewinn, ein (zurück)erobertes Dorf, (wieder) eingenommene Gebäuderuinen und durch Artillerie (neu) planierte Mondlandschaften – auf der einen oder anderen Seite. Es ist so sinnlos, sein Leben dafür als Märtyrer in die Waagschale zu werfen. Am Ende werden die Waffen sowieso schweigen und man wird verhandeln, so oder so. Warum also nicht gleich? Unverzüglich, noch heute, jetzt sofort – Feuer einstellen!

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