Control

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Man sieht, hört, spürt es täglich: Es geht nichts mehr voran. Warum gibt’s eigentlich keine echten Innovationen mehr, keine bahnbrechenden Erfindungen, keine revolutionären Technologien, keine spürbaren Fortschritte in Wissenschaft und Technik – keine fliegenden Autos, sondern nur die berüchtigten 140 Zeichen, mittlerweile sind’s zwar einige mehr – aber bezüglich technologischer Forschung meist nur hohles Geschwätz und politischen Aktionismus?

Man gewinnt zunehmend den Eindruck, die Menschheit würde degenerieren. Liegt Peak Intelligence wirklich schon hinter uns, wie auch neuere Studien zur IQ-Verteilung in einigen Ländern nahelegen, oder liegt’s vielleicht an den unvermeidbaren Quoten, so dass die echten Genies und Talente irgendwo versauern, da sie weder Förderung noch Chancen oder Mittel erhalten? Einen möglichen, durchaus schlüssigen Erklärungsansatz bietet Daniel Suarez in seinem SF-Thriller „Control“.

John Grady, hochtalentierter Autodidakt, der seinen Abschluss in Physik im Fernstudium erworben hat, und Gründer eines kleinen, weitgehend unbekannten Technologie-Startups im Silicon Valley, hat ein Verfahren zur Manipulation von Gravitationswellen entdeckt. Seine bahnbrechende Erfindung, die der gleichermaßen geniale wie bescheidene Physiker schlicht „Gravitationsspiegel“ nennt, hat das Potenzial, ein neues technologisches Zeitalter der Menschheit einzuleiten. Die Menschheit könnte die Welt, ach was sag ich, das Universum aus den Angeln heben und noch viel mehr. Ruhm, Geld und Nobelpreis sind ihm so gut wie sicher, woran dem sympathischen Tüftler natürlich nicht gelegen ist, versteht sich, denn der ist ja einer von den Guten. Dann passiert aber was – etwas Schlimmes, Teuflisches, Schurkisches … Und das, was da passiert, erklärt all das, worüber viele kluge Köpfe, einschließlich Hadmut Danisch, schon seit langem rätseln und sinnieren …
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Die Tyrannei des Schmetterlings …

Vor einigen Jahren entdeckte ein talentierter deutscher Softwareprogrammierer, der für das geheimnisumwitterte, nicht börsennotierte kalifornische Startup Northwind II Inc. tätig war und unter Termindruck bevorzugt nachts arbeitete, auf der Suche nach einer leeren Quantendisk, auf der er ein wichtiges Kundenprojekt abspeichern sollte, im verborgenen Untergeschoss seines scharf bewachten Firmengeländes ein als Virtual-Reality-Simulationssphäre getarntes Übergangstor in eine fremde Dimension – d.h. einen populärwissenschaftlich als Universal Processing Stargate (UPS) bezeichneten komplexen KI-Mechanimus auf Quantencomputerbasis: Dieses „Übergangstor“ ermöglichte den Transfer von Humansubjekten in ein Paralleluniversum (PU) – nämlich in unsere (d.h. aus unserer Sicht originale) Welt, die der fremden Welt (PU-333) in vielen, aber nicht allen Dingen täuschend ähnlich sieht. Der besagte Programmierer aus der fremden Parallelwelt – er hieß zufällig Frank Schätzing – setzte den Übergangsmechanismus versehentlich in Gang und entdeckte Erstaunliches, u.a.: In unserer Welt war er bzw. sein PU-Doppelgänger kein Angestellter eines US-Startups, sondern ein gefeierter Bestseller-Autor, ein sympathischer GEZ-Medienliebling, ein begnadeter Schriftsteller, beliebt, insbesondere von weiblichen Fans umschwärmt, so wie eine nächtliche Quecksilberdampflaterne an einer mitteldeutschen Kopfsteinpflasterstraße von Myriaden von Insekten belagert wird … Dieser (schriftstellerisch nicht so begabte) PU-Migrant F. Schätzing aus dem vorbezeichneten parallelen Universum trat in die Fußstapfen seines Doppelgängers, nachdem er ihn, den begnadeten originalen Autor F. Schätzing (bekannt als Autor von u.a. der „Der Schwarm“) aus dem Weg geräumt hatte (unklar, auf welche Weise). Der aus diesem Paralleluniversum (PU-333) stammende Frank Schätzing, nennen wir ihn der Einfachheit halber „Schätzing 333“, schrieb nun einen durch sein eigenes Schicksal inspirierten (jedoch politsch hochkorrekten) und ermüdenden SF-Roman voller überflüssiger und umständlicher Formulierungen, in dem er uns indirekt (mittels dieser Handlung und anhand seines Schreibstils evident) die schier unglaubliche Wahrheit enthüllt: Frank Schätzing lebt unter uns und schreibt, aber er ist nicht (mehr) der Autor, den wir kannten oder zu kennen glaubten …

In Sachen Distelfink – Wechsel der Geschlechterperspektive

Eine andere Sache will ich doch noch schnell nachschieben, bevor ich sie vergesse. Ist mir schon einige Male beim Lesen eines Romans in den Sinn gekommen: die Frage, ob oder inwieweit ein Wechsel der geschlechtsspezifischen Perspektive beim Schreiben sinnvoll ist und ob der gelingen kann.

Ich meine damit, wenn z. B. eine Autorin ihre Geschichte aus Sicht einer männlichen Hauptperson erzählt. Die Frau schreibt in der Ichform, aber aus Sicht eines Jungen bzw. Mannes, nimmt also den Standpunkt des anderen Geschlechts ein. Könnte auch umgekehrt sein, etwa wenn ein Autor ein Erlebnis aus Sicht einer Frau schildert. Die Handlung ist natürlich erdacht, aber irgendwie stelle ich es mir schwierig vor, vom Standpunkt des anderen Geschlechts ausgehend authentisch zu schreiben oder? Ist es nicht sinnvoller, aus der eigenen Geschlechtsperspektive zu schreiben, die man ja nun auch am besten kennt? Darauf gestoßen bin ich, als ich begann, den „Distelfink“ von Donna Tartt zu lesen. Das Buch hat ja auch nen Preis gewonnen, den Pulitzer-Preis bekanntlich, aber was heißt das schon in diesen Zeiten, in denen selbst einem Bob Dylan der Literaturnobelpreis hinterhergeschmissen wird. Weiterlesen

Vermischtes

Was mir des Öfteren auffällt, ist, dass ich die Handlung vieler Bücher, die ich in meiner Jugend oder Kindheit mit Begeisterung gelesen habe, völlig vergessen habe. Oder verdrängt? Gut, es gab da auch eine lange Lücke in meiner Lesehistorie. Ich hatte ja lange Zeit gar nichts gelesen. Ich glaub, das ging vielen so oder? Irgendwann mit 14 oder so, jedenfalls in dem für Jungs kritischen Alter, hörte ich schlagartig auf zu lesen und hab dann erst viel später wieder ein gewisses Interesse an Literatur entwickelt. Ich will nicht sagen, dass ich es für Zeitverschwendung gehalten habe, aber es waren eben andere Dinge wichtiger. Irgendwie fiel mir dann auf, dass viele Autoren aus meiner Kindheit irgendwie verschwunden sind. Ich meine, dass viele auch nicht mehr verlegt werden, obwohl die schon gut waren. Speziell auf den SF-Bereich bezogen. Weiterlesen

Zündmodus

Was mir gerade einfiel: Ich habe vor einer Woche noch einmal meine letztjährige Kurzgeschichte „Zündmodus“ als kostenloses Ebook in den Buchportalen eingestellt. Wer die also noch nicht gelesen hat, ist hiermit freundlichst und explizit eingeladen, dies zu tun. Ach, diese Links bringen mich zur Verzweiflung …
https://www.bookrix.de/_ebook-max-a-steiner-zuendmodus/

Es ist eine leicht überarbeitete Fassung des Textes, der in „Sprünge“ enthalten ist. Also Leute wie Dark Lord und andere Hardcore-Leser hier kennen die bestimmt schon, aber ich dachte trotzdem, es wär nicht schlecht, wenn ich wenigstens mal eine kleine Story als Auskopplung wieder anbieten kann. Zum Anfüttern  … so wie beim Angeln oder? Zumal ich auch den Nante letzte Woche auch wieder getroffen habe, aber okay, das ist schon wieder eine andere Geschichte …

Haruki Murakami: 1Q84

1Q84 war der erste Roman Murakamis, auf den ich vor Jahren zufällig stieß. War wirklich reiner Zufall: Jemand, den ich gut kannte, hatte es seinerzeit als ungekürztes Hörbuch gekauft bzw. heruntergeladen. Ich glaub, ich wäre sonst nie auf Murakami gestoßen. Mir wären dann auch seine anderen Romane entgangen, z. B. „Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt“, was mindestens genauso gut, wenn nicht sogar noch besser ist. Dacht ich mir, okay, kannst ja mal reinhören, was der so schreibt. Vielleicht taugt es was.
Hat mich jedenfalls schon schwer beeindruckt, wenn ich recht drüber nachdenke. Da stimmte eben nach meinem Empfinden alles. Sprache, Handlung, Ton, Sprecher und diese mystischen Klänge zwischen den Kapiteln, die für eine passende Atmosphäre sorgen. Alles in epischer Breite ausgewalzt auf 1.600 Seiten (in drei Büchern), so wie ich es (bei diesem Autor) mag. Wird übrigens dem Genre der Urban Fantasy zugerechnet, was ich zuvor gar nicht kannte. Muss aber niemand befürchten, dass ich jetzt zu einer Rezension ansetze. Zum Glück haben das schon andere Leser getan, hier z. B. in Form einer Leseempfehlung: http://forum.sf-fan.de/viewtopic.php?f=16&t=9019#p186826

Wer den Roman gar nicht kennt, für den werden die folgenden Ausführungen eher unverständlich oder uninteressant sein; wer die Bücher noch selbst lesen will, sollte vielleicht auch einfach wegklicken, weil ich ja notgedrungen etwas von der Handlung verraten muss. Ich mag das Werk jedenfalls sehr, hab es mir bestimmt schon drei Mal in Gänze angehört. Murakami war übrigens vor ein paar Jahren auch mal für den Literaturnobelpreis im Gespräch, soviel ich weiß, aber den hat er natürlich bisher nicht bekommen. Ja, ich wär durchaus der Meinung gewesen, dass es berechtigt gewesen wäre, aber gut – derartige Preise werden auch eher nach (für mich) undurchschaubaren Kriterien vergeben. Weiterlesen

Sprünge

Nur mal kurz vom Laptop gepostet: Wie hier im Nebenblog letzte Woche angekündigt, habe ich mal drei kurze Geschichten (Genre: SF) zusammengefasst und über Bookrix veröffentlicht:

1. Sprung – Ein rätselhafter Kriminalfall: Zwei junge Männer springen in den Tod. Warum? Hauptkommissar Kolbe ist ratlos.

2. Multiversum – Kindheitserinnerungen aus einer anderen Zeit, einem anderen System. Warum wurde es so, wie es jetzt ist?

3. Zündmodus – detaillierter Erlebnisbericht eines verstorbenen Freundes des Autors, der vieles erklärt und vieles offen lässt. Wurde zufällig entdeckt und gesichert (diese Story war etwa einige Wochen lang bereits unter dem Titel „Ignition Mode“ veröffentlicht)

Könnt Ihr über meine Bookrix-Seite in einem Shop eurer Wahl runterladen.
https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/ID43621359.html

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Self-Publishing (II)

Übrigens warf ich am Wochenende einen Blick in meine bisherige Download-Statistik unter Bookrix. Ihr erinnert euch? Über dieses Portal (bzw. diesen Verlag) hatte ich vor einiger Zeit diese beiden kleinen Kurzgeschichten gratis veröffentlicht.

Innere Werte ­- ca. 400 Downloads (von Mitte November bis Februar)
Der Fremde vom Teufelsberg – ca. 350 Downloads (von Ende Januar bis Februar) 

Bisher also eine durchaus gute Bilanz, wie ich finde, die ich euch nicht vorenthalten wollte. Die überwiegende Zahl der bisherigen Downloads entfiel auf die ersten vier Wochen nach der Veröffentlichung. Ist auch logisch, denn da ist der Titel meist noch frisch in den Charts (Top 100 der Genre-Kategorie) sichtbar. Ich bin mal so anmaßend, zu glauben, dass ein Teil der Downloader diese Texte tatsächlich gelesen hat. Danke fürs Lesen, Leute, und Dank vor allem an den wohlwollenden Rezensenten. Bei Bookrix kann ich (mit ein- bis zweimonatiger Verspätung) tatsächlich die nackten Download-Zahlen einsehen, die von diversen ebook-Shops übermittelt werden. Die meisten Downloads (ca. 70 %) kommen natürlich über Amazon rein, aber auch in anderen Shops wurde fleißig heruntergeladen. Die ebook-Veröffentlichung ist somit nach meinem Dafürhalten gar nicht mal schlecht, um einen digitalen Verbreitungskanal für „schöngeistige“ Texte zu gewinnen – immer vorausgesetzt, man hat gut geschriebene, interessante Inhalte, bzw. man ist der Meinung, dass man lesenswerte Inhalte hat (was zugegeben bei mir nur in begrenztem Maße der Fall ist, aber ich bemühe mich …). Sonst kann man sich die ganze Mühe selbstredend sparen. Nach dem zu urteilen, was ich von einigen Indie-Autoren bisher gelesen habe (durchwachsene Erfahrungen), hat es keinen Sinn, unfertige, fragmentarische oder orthografisch mangelhafte Texte zu publizieren. Belanglose oder zu polemische Texte sind m. E. auch nicht unbedingt zur Veröffentlichung geeignet. Verständlich oder? Texte, die die Leserschaft spalten und widersprüchliche Reaktionen hervorkitzeln, werden generell nicht goutiert. Leser möchten in der Regel nicht agitiert werden, sondern packende oder anregende Literatur konsumieren. Aber polemische Texte kann ich ja zum Glück hier im Blog einstellen, wobei das vorstehend Gesagte auf Blogs auch zutrifft. Aber gut, hier kann sich schließlich keiner beschweren, da ich negative Kommentare jederzeit löschen kann. 😉

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Zur Frage der Rezensionen

Als ich gestern im Web stöberte, wurde mir bewusst, dass ich seit einer halben Ewigkeit keine einzige Rezension mehr geschrieben habe, zumindest keine, die diesen Namen verdient. Keine Sorge, ich habe auch nicht unbedingt vor, welche zu schreiben. Nein, ich verspüre keine derartigen Ambitionen. Zum Glück. Ab und zu mal einen Gedanken oder ein Zitat aus einem Werk anzuführen oder ggf. in den Text einfließen zu lassen, finde ich ausreichend und sinnig (hierzu passend/ergänzend aus aktuellem Anlass ein Posting zum Urheberrecht von Dark Lord). Aber eine faire, umfassende, ordentlich gegliederte und fundierte Kritik kostet Zeit. Idealerweise müsste oder sollte eine solche Rezension auch irgendeinen Mehrwert für andere Leser generieren. Verständlicherweise gelangt auch niemand auf dieses Blog, weil er hier unbedingt eine Buchrezension erwarten würde. Aus Verlagssicht stellen Rezensionen ein nützliches Marketinginstrument dar, ein verkaufsförderndes Mittel – oft wird gemunkelt, dass die ersten Rezensionen eines neuen Werkes „organisiert“ sind. Ist wohl auch kein Geheimnis. Rezensionen dienen in erster Linie dazu, überhaupt erstmal Aufmerksamkeit für ein neues Werk zu wecken – es geht ja auch darum, inmitten von Hunderten oder Tausenden Neuerscheinungen aufzufallen, die jeden Monat auf den Markt kommen. Da helfen natürlich positive Leserstimmen. Das Größte natürlich – eine wohlmeinende, geistreiche Besprechung im Feuilletonteil einer renommierten Zeitung. Aber Amazon-Rezensenten sind sicherlich die Fußsoldaten in einer Schlacht um Anerkennung und Aufmerksamkeit, bei der auch viele Autoren auf der Strecke bleiben (müssen). Weiterlesen

Do or die!

Fundstück des Tages:

„Vergessen Sie nicht, dass wir in einer Welt des Scheins leben, in der nichts so ist, wie es sich darbietet, und schon gar nicht so, wie es von ihm behauptet wird. Nehmen Sie einen beliebigen Satz, ob nun aus der Werbung oder den Nachrichten oder den offiziellen Verlautbarungen – können Sie, ohne zu zögern, behaupten, dass er stimmt? Gibt es überhaupt noch eine offiziell zugängige Information, die nicht manipuliert wurde, sei es nun von den Regierungsstellen, den Firmen oder den Interessengruppen?

Wohl noch nie haben sich so viele, so hochqualifizierte Leute damit befasst, die Wahrheit zu verschleiern oder wenigstens zu verdrehen: Die Vergangenheit hat uns eingeholt: Mundus vult decipi – ergo decipiatur!… Die Welt will betrogen sein – also betrügen wir sie! Wenn ich in den Nachrichten höre, dass heute Dienstag ist, sehe ich erstmal auf dem Kalender nach, ob es auch stimmt.“

Timothy Truckle, Privatdetektiv in Chicago
Gert Prokop, Die unglaublichen Kriminalfälle des Timothy Truckle, S. 381 (Printausgabe, Das Neue Berlin)
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