Kurios aus heutiger Sicht: 1999 hätte man die Firma Google zum Schnäppchenpreis kaufen können. Die Gründer Larry Page und Sergey Brin hatten ihre Suchmaschine damals u. a. dem damaligen Marktführer Excite für 1 Mio. Dollar zum Kauf angeboten. Zum Vergleich: Der aktuelle Börsenwert des Google-Konzerns liegt bei über 300 Milliarden Dollar.
Aber in den späten 90ern war Excite ein Börsenstar. Excite hatte schon eine brauchbare und am Markt etablierte Suchmaschine. Google war hingegen erst ein Jahr zuvor als Unternehmen gegründet worden und der breiten Masse (im Ausland sowieso) unbekannt. Google galt immerhin bei uns, in meinem beruflichen Umfeld als die bessere Suchmaschine – und ich erinnere mich, dass die Firma als sympathischer Underdog wahrgenommen wurde: eine schlanke, weiße Seite mit Suchmaske, die auf störende Werbung oder gesponserte Textlinks bewusst verzichtete, die damals in jedem Webkatalog aufpoppten, blinkten und nervten. Google reduzierte die Suche auf das Wesentliche, das Einzige, was zählte: eine schnelle, schnörkellose Suche mit relevanten Treffern, wobei die passendsten Ergebnisse tatsächlich an erster Stelle standen. Man musste sich nicht wie bei den damals verbreiteten Webkatalogen durch seitenlange, mit Werbung zugeschissene Trefferlisten klicken, um zufällig das Gesuchte zu finden. Ich behaupte mal frech, dass jeder Nutzer damals sofort die Überlegenheit der Google-Suchtechnologie im Web erkannte. Wer einige Male Google nutzte, blieb in der Regel auch dabei. Google wurde zu einem Synonym für die Websuche. Zuvor hatten auch eher unübersichtliche Webkataloge wie Yahoo den Suchmarkt dominiert; denen hatte man (im Hinblick auf Einnahmen aus Werbung) am Markt eigentlich mehr Chancen eingeräumt.
Kaum jemand in der Branche glaubte damals, dass man mit einer Websuchfunktion, die auch dauerhaft kostenlos bleiben sollte, überhaupt jemals Geld verdienen könnte. Hatte man den Wert oder das Potenzial der Google-Suchtechnologie unterschätzt? Wie auch immer: Der CEO von Excite (wie zuvor angeblich auch der Chef von Yahoo) lehnte die Offerte zum Kauf von Google (selbst nach einer weiteren Preissenkung) brüsk ab. Eine der teuersten Fehlentscheidungen der jüngeren Geschichte, könnte man denken. Excite war einige Jahre später pleite und wurde zerschlagen; Google hingegen beherrscht jetzt die halbe Welt.
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Finanzen & Wirtschaft
Wo ist der Sinn?
Letztes Wochenende fragte mich doch tatsächlich eine Freundin, warum man denn von dem guten Herrn Sinn nichts mehr höre oder sehe, denn der sei doch am Bildschirm gar nicht mehr präsent.
Sinn? Etwa der Ökonom Hans-Werner Sinn? Ja, genau den meine sie, den netten Herrn, der immer wie ein in Ehren ergrauter Seebär aussah und der immer so viele richtige Dinge gesagt habe – unangenehme Wahrheiten…
Na ja, druckste ich zunächst herum… Wen kümmert’s?
(Meist will ich die Gesprächsatmosphäre am ruhigen Samstagabend nicht durch staubtrockene Gespräche verderben und halte daher lieber mal gepflegt mein Maul, auch wenn’s schwerfällt, wenn ein Gespräch in diffus-diffizile Themenbereiche abzugleiten droht…)
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Human Branding (2)
Als Kind habe ich mir oft vorgestellt, wie es denn wäre, in einer Überflussgesellschaft wie der heutigen zu leben. Meine Sicht war damals eher konsumentenseitig orientiert, so wie es naturgemäß bei den meisten Leuten ist. Man schaut sich die Reklame an, blättert in hochglänzenden Werbeprospekten, blickt in strahlend hell erleuchtete Schaufenster und zum Bersten gefüllte Supermärkte oder Kaufhäuser und wähnt sich im Schlaraffenland.
Ich konnte mir als Dreikäsehoch schwerlich vorstellen, dass in einer Überflussgesellschaft stets auch ein gewisser, in der Höhe schwankender Überschuss an unverkauften Waren, überflüssigen Anbietern, ungenutzten Arbeitskräften herrscht, herrschen muss. Im Vergleich zu einer zentral gelenkten Mangelwirtschaft aus Sicht des solventen Konsumenten sicherlich ein kleines Paradies, aber die andere Seite der Medaille, die eher unerquicklich ist, zeigt sich, wenn man selbst gezwungen ist, seine Ware Arbeitskraft bzw. sich selbst als jederzeit austauschbare menschliche Ressource auf einem der gesättigten Märkte billigst anzubieten. Weiterlesen
Human Branding (1)
Ich gebe nicht viel auf Marken. Nicht mehr, sollte ich hinzufügen. Vor fünfzehn oder zwanzig Jahren dachte ich wahrscheinlich anders darüber, aber sowohl bei Marken- als auch bei No-Name-Produkten habe ich jeweils Licht und Schatten erlebt. Da die meisten Produkte sowieso aus irgendwelchen asiatischen Sweatshops oder fernöstlichen Sklavenfabriken kommen, macht es für mich keinen Unterschied, welche Marken ich kaufe. Ich achte auf Funktionalität, Preis, Wartungs- und Reparaturfreundlichkeit sowie Langlebigkeit, soweit man letzteres überhaupt abschätzen und beurteilen kann. Im Übrigen ist es sowieso egal, was ich denke. Tendenziell sind wahrscheinlich die meisten Leute eher bereit, für Markenware Aufpreise zu zahlen, wenn sie nicht ohnehin schon Markenfetischisten sind. Weiterlesen
Thomas Magnum – Wegbereiter der Share Economy
Ihr kennt bestimmt noch die TV-Serie „Magnum“ mit Tom Selleck, die in den 80ern über die Bildschirme flackerte? Na klar, kennt jeder. Läuft ja auch noch ab und zu in x-ter Wiederholung auf irgendeinem Kanal. Das war damals im frühen Jugendalter eine meiner Lieblingsserien, wenn ich denn überhaupt eine Lieblingsserie hatte, da ich eh nur selten und dann auch nur heimlich Westfernsehen schauen konnte… Vielleicht waren es die coolen Darsteller, diese ferne exotische Szenerie in Hawaii, die Erzählweise, der Humor, die Running Gags mit Higgins und nicht zuletzt der rote Ferrari – all dies brachte etwas Farbe in meine trübe Kindheit. Obwohl das mit der Farbe schon wieder nicht ganz stimmt, denn ich konnte nur schwarz-weiß sehen; wir hatten ja erst viel später einen Farbfernseher… Aber ich sollte nicht wieder abschweifen. Worauf ich hinauswill oder was vielleicht noch niemandem von euch aufgefallen ist: Ohne sich dessen bewusst zu sein, waren die Macher dieser vortrefflichen Serie wahrhafte Visionäre. Sie haben nämlich die erste Ikone der Share Economy hervorgebracht und geformt.
Denn in Gestalt des stets klammen, aber sympathischen und schlagfertigen Privatschnüfflers Thomas Magnum erkennt man heute unschwer einen Pionier der Sharing Economy-Bewegung: „Teilen statt Haben“ bzw. „Besitzen ist out, Teilen ist in“ – so in etwa lauten bekanntlich die Schlachtrufe und Leitmotive eines seit einiger Zeit von medialen Begeisterungsstürmen begleiteten wirtschaftlichen Trends. Weiterlesen
Wege aus der Krise – neue Wachstumsdynamik
Mit altbewährten Mitteln lässt sich wirtschaftliches Wachstum nicht mehr generieren, sofern man den Zusammenbruch des Finanzsystems mit folgendem Neuanfang vermeiden möchte. Die Zinsen haben den Nullpunkt fast erreicht. Die meisten Staaten sind trotzdem hoffnungslos überschuldet. Verzweifelte Notenbanker pumpen hektisch Geldblasen auf. Alles sinnlos, da die reale Wirtschaft mangels lohnenswerter Investitionschancen und/oder fehlender Sicherheiten hiervon nicht profitieren kann. Die Kreditvergabe stockt. Das Einzige, was funktioniert, sind Spekulationen mit billigem Kreditgeld, um noch mehr Geld aus dem Nichts zu generieren. Davon hat natürlich der normale Unternehmer oder Bürger wiederum auch nichts, außer dass irgendwann der inflationäre Knall droht. Die Märkte sind nun derart ge- und übersättigt, dass große Investoren und Venture-Capital-Fonds (abgesehen von gehypten Web-, Social Media- und Sharing Economy-Startups) keine lukrativen Anlagemöglichkeiten in der Wirtschaft mehr sehen. Der in Deutschland beschrittene Weg, durch Subventionierung erneuerbarer Energien einen künstlichen Boom zu entfachen, hat erkennbar in die Sackgasse geführt. Die Verbraucher rebellieren angesichts der hohen Energiepreise. Andere Länder wollen und können es sich nicht leisten, den deutschen Weg der selbstzerstörerischen Überförderung ineffizienter Technologien zu Lasten der heimischen Verbraucher ebenfalls zu beschreiten.
Ein weiterer Krieg ist auch (noch) nicht in Sicht. Zum Glück muss man sagen. Will natürlich niemand. Kreative Zerstörung, vielleicht mittels bewaffneter Drohnen und anschließende Wiederaufforstung, Wiederaufbau und Neubesiedelung des solcherart befreiten Territoriums würde zwar für die nötige Wachstumsdynamik sorgen, wäre allerdings eine inhumane und wegen drohender Selbstvernichtung für die Eliten auch riskante Verfahrensweise. Es bleiben somit nicht viele Möglichkeiten, um die Wirtschaft anzukurbeln.
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Sharing Economy als Zeichen des Niedergangs?
Die Ökonomisierung des Privaten, wie sie in vielen Geschäftsmodellen der Sharing Economy zum Ausdruck kommt, zeugt nicht vom Aufbruch, sondern vom Verfall der westlichen Wirtschafts- und Sozialsysteme. Es gleicht dem Zünden der letzten Triebwerksstufe einer fehlgeleiteten Rakete, bevor diese in der höheren Stratosphäre verglüht.
Der Aufstieg vieler Startups, die als neue Ikonen der Sharing Economy gefeiert werden, wird m. E. letztlich nur dazu beitragen, die Erosion oder Atomisierung herkömmlicher Beschäftigungs- und Erwerbsverhältnisse zu beschleunigen. Nehmen wir nur zwei der bekanntesten „Rising Stars“ der Szene: „Uber“ und „Airbnb“ – erstgenanntes Startup ist eine Vermittlung für unlizenzierte Privattaxidienste, das zweitgenannte ist eine Vermittlungsplattform für private Unterkunftsvermietungen. Beide Unternehmen sind äußerst erfolgreich beim Einwerben von Kapital und Nutzern:
Airbnb ist bereits weltweit wirtschaftlich erfolgreich, während sich Google eine maßgebliche Kapitalbeteiligung an „Uber“ gesichert hat.
„Uber“ lässt seine Nutzer über eine Online-Plattform Privattaxidienste anbieten, und „Airbnb“ ist eine private Unterkunftsvermittlung, die in direkter Konkurrenz zu Hotels und Pensionen der unteren und mittleren Preisklasse steht.
Beide Unternehmen machen Tausende Nutzer zu privaten Teilzeitchauffeuren und ‑vermietern, die in Branchen wildern, welche sich nun einem direkten Wettbewerb mit dem Privatsektor ausgesetzt sehen. Qualifizierte Taxifahrer und Hotels verlieren geschäftsmäßige Umsätze und Einkünfte, während sich Privatanbieter ein gelegentliches Taschengeld hinzuverdienen. Kurioserweise sind die Preise, die über Airbnb und Uber aufgerufen werden, gar nicht so niedrig wie man vermuten könnte, denn eine satte Vermittlungsprovision geht an den Betreiber der App, in diesem Falle ein US-Unternehmen. Unnötig zu erwähnen, dass global agierende US-Unternehmen Mittel und Wege finden, um ihre Einnahmen dem Zugriff des deutschen Steuerregimes zu entziehen. Weiterlesen
Genuss ohne Reue
Nein, Prokon-Genussrechte besitze ich nicht. Obwohl das Wort „Genussrecht“ im Grunde ja einen sehr verführerischen Klang hat. Es hört sich irgendwie lecker an und erzeugt im Gehirn eine positive Assoziation. Man hat das Recht zu genießen, sich an Gewinnen zu delektieren. Wer könnte da widerstehen? Ich bin zwar kein Kostverächter, hätte aber derlei Genussscheine trotzdem nie gekauft, egal wie viele Prozente man mir versprochen hätte. Kapital einsammelnden Unternehmen, die recht aufdringlich mit unrealistisch hohen Renditen werben und mich unaufgefordert mehrmals im Jahr mit Postwurfsendungen belästigen, traue ich prinzipiell nicht über den Weg. Weiterlesen
Flut tut nimmer gut
In Deutschland steigen die Wasserpegel.
Wenn man die Bilder sieht, auf denen Anwohner und Helfer mit Sandsäcken gegen die unerbittlich heranströmenden Wassermassen kämpfen und versuchen, sich und ihre Habe in Sicherheit zu bringen, wird man unwillkürlich an die Sintflut erinnert, die in der Mythologie vieler Kulturen als eine schreckliche Flutkatastrophe geschildert wird. Weiterlesen
Es geht aufwärts!
Freut euch, Leute, denn Ihr habt allen Grund, zu frohlocken und mit einem flotten Tänzchen in das warme Frühlingswochenende zu starten: euer italienischer Onkel Mario von der Europäischen Zentralbank hat erwartungsgemäß die Leitzinsen im Euroraum gesenkt…
Genau wie jetzt allerorten die Natur bunt erblüht und gesunde grüne Triebe sprießen, soll nun das zarte Pflänzchen namens Konjunktur, ausreichend mit billiger Liquidität bewässert, in Windeseile zu einem kraftvollen Baum heranwachsen und Früchte tragen.
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