Könnt Ihr euch noch daran erinnern, wie euch Opa oder Oma immer ihre Lebensweisheiten aufdrängeln wollten und mit ihren moralisierenden Sprüchen und Ansichten etwas genervt haben?
Nein, ich meine damit nicht nachdrücklich vorgebrachte Mahnungen der Art: „Junge, erlern einen ordentlichen Beruf, in dem man gutes Geld verdient, und lass dir mal wieder die Haare schneiden“, sondern eher sprichwörtliche Redensarten, in denen viele wohlfeile Verhaltensregeln und Prinzipien vermittelt wurden: „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“, „ohne Fleiß kein Preis“ und „ehrlich währt am längsten“ sind nur einige dieser großmütterlichen Redensarten, die wohl jeder kennt, der als Nichtmigrant im biodeutschen Kulturraum – wie man im linksgrünen Milieu wohl zu sagen pflegt – aufgewachsen ist…
Doch Oma und Opa meinten es ja nur gut und wollten ihren Sprösslingen gesellschaftliche Normen nahebringen, die in ihrer Gesellschaft zu ihrer Zeit Gültigkeit hatten und, wie sie dachten, auch künftig stets haben werden. Diese sprichwörtlichen Redensarten spiegeln traditionelle Normen wider, wie z. B. die wilhelminische Obrigkeitshörigkeit des braven Untertanen oder die heute auch in FDP-Kreisen zuweilen propagierte Auffassung, nur durch harte Arbeit könne man es zu etwas bringen oder der Glaube daran, dass sich Straftaten nicht lohnen…
Obschon diese traditionellen Redensarten eher Ausdruck protestantischer Sittsamkeit und preußischer Tugenden sind, waren in meiner Kindheit Eltern, Großeltern und Erzieher bemüht, dem Bub, also mir, auf diese Weise moralische Grundsätze und soziale Verhaltensregeln zu vermitteln, die mich zu einem Leben als wertvolles Mitglied der real existierenden sozialistischen Gesellschaft befähigen sollten…
In unserer modernen Gesellschaft, die von solch moralischem Ballast und antiquierten ethischen Auffassungen weitgehend befreit und gleichsam entkernt wurde, besitzen viele dieser traditionellen Lebensweisheiten und Begriffe, z. B. die des ehrbaren Kaufmanns oder redlichen Bankiers, nur noch antiquarischen Wert. Es sind leere Worthülsen, die höchstens noch in den launigen Erzählungen pfeiferauchender SPD-Altpolitiker vorkommen…
In der gesellschaftliche Realität werden diese Redensarten tagtäglich widerlegt… Crime does pay, every day…. und der Ehrliche ist leider allzu oft der Dumme.
Dies gilt um so mehr für Omis Spruch: „Spare in der Zeit, dann hast du in der Not.“
Wie wenig doch diese alte Redensart auf die heutigen Verhältnisse anwendbar ist, obwohl sie doch nur dem ureigenen Bedürfnis nach Vorsorge für schlechte Zeiten Ausdruck verleiht… Weiterlesen →