Bürgerstimmen …

Im bundesdeutschen Staatsfernsehen wird nichts dem Zufall überlassen. Dokus, die verzerren und belehren, aber nichts dokumentieren. Satiresendungen, in denen nicht gewitzelt, sondern gehässig gelästert und gehetzt wird, so dass man sich fremdschämt. Nachrichtensendungen, in denen keine Nachrichten, sondern Propagandameldungen verbreitet werden.
Lächerlich wirkt es oft, wenn Bürgerstimmen präsentiert werden und ein Fernsehteam eines ÖR-Senders zufällige Passanten oder vorgebliche Experten interviewt. Solche zufälligen Passanten oder Interviewpartner sind gern auch mal linksgrüne Lokalpolitiker oder selbsternannte Experten oder Einflussträger, die vor der Kamera den einfachen Bürger mimen, der nun rein zufällig mal gerade mit seinem E-Roller oder Fahrrad daherkam. Allerdings erkennt man diese Nebenrollen meist an der Sprache und im Auftreten. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass es einst im DDR-Fernsehen noch absurder wirkte, da Meinungen und Aussagen „normaler“ Leute von der Straße und Arbeiter aus Betrieben, die man im Fernsehen, etwa in der Aktuellen Kamera, zeigte, phrasenhaft holprig und auswendig gelernt wirkten. Man hatte Mitleid mit den armen Schweinen, die in diesen gestellten Szenen ihre Verbundenheit mit der Partei- und Staatsführung, ihren Stolz über die Planerfüllung und die unverbrüchliche Solidarität mit irgendwem in stotterndem Tonfall zu Protokoll gaben. Jeder wusste damals, dass sich die im Fernsehen gezeigten Bürger, auch die niederen Funktionäre, nicht freiwillig zum Kasper machten und pflichtschuldig ihre Bekenntnisse abgaben. Man spielte mit. Mehr bedeutete es nicht. Anders als heute. Jetzt läuft das besser, professioneller, überzeugter. Fernsehen verschleiert die Sicht. Staatsnahe Medien in repressiven Gesellschaften sind ihrem Wesen nach stets manipulativ, denn die immer größere, auch von staatstreuen Redakteuren und Mitarbeitern wahrgenommene, Kluft zwischen Realität und Anspruch zwingt sie, die öffentliche Meinungsbildung gegen den Strich zu bürsten.

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